6. Sitzung des Stadtparlaments vom 24. Juni 2025 – SVP gegen Wunschkonzert auf Kosten der Allgemeinheit

Am Dienstag, 24. Juni, tagte das Stadtparlament St.Gallen zum sechsten Mal in dieser Legislatur. Zwei Vorlagen stachen heraus, weil sie exemplarisch für eine politische Richtung stehen, die wir nicht mittragen können: die Weiterführung des Bewegungsangebotes „MiniMove“ und die städtische Unterstützung der Initiative „Sex? Aber safe!“. In beiden Fällen sprach sich die Mehrheit der SVP-Fraktion klar gegen eine öffentliche Finanzierung aus. Warum? Weil wir in Zeiten knapper Finanzen klare Prioritäten setzen müssen.


Traktandum 1: Weiterführung „MiniMove“
MiniMove ist ein Bewegungsprojekt für Kleinkinder und ihre Eltern. Gut gemeint, zweifellos. Aber gut gemeint reicht nicht. Die SVP anerkennt die Bedeutung früher Förderung und sozialer Teilhabe. Doch wir sagen klar: Die Verantwortung für Bewegung und gesunde Entwicklung liegt primär bei den Eltern. Es ist nicht Aufgabe der Stadt, Freizeitangebote für Kleinkinder zu organisieren und zu finanzieren – schon gar nicht dauerhaft und mit Infrastruktur, Betreuung und Verpflegung.

In einer finanziell angespannten Lage braucht es haushälterische Disziplin. „MiniMove“ mag sympathisch sein, doch es gehört nicht zur Grundversorgung wie Bildung, Sicherheit oder Infrastruktur. Zudem bleibt die Wirkung unklar, die Umsetzung ist vollständig ausgelagert und die Finanzierung nicht nachhaltig. Wir fordern mehr Mut zur Priorisierung statt Wohlgefühl auf Kosten der Steuerzahler. Die SVP-Fraktion lehnt diese Vorlage mehrheitlich ab.


Traktandum 2: Initiative „Sex? Aber safe!“
Die Initiative fordert kostenlose Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten. Was auf den ersten Blick vernünftig klingt, ist bei genauerer Betrachtung gesundheitspolitisch fragwürdig, finanziell riskant und inhaltlich unausgereift. Die SVP sagt klar Nein.

Gesundheitsschutz beginnt bei der Eigenverantwortung. Wer Risiken eingeht, muss auch bereit sein, Verantwortung zu tragen – auch finanziell. Gratisangebote fördern nicht automatisch verantwortungsvolles Verhalten. Im Gegenteil: Sie können falsche Sicherheit suggerieren. Zudem ist unklar, welche Kosten auf die Stadt zukommen würden. In einer angespannten Haushaltslage ist das nicht verantwortbar.

Und nicht zuletzt: Warum genau sollen solche Tests gratis sein – und andere medizinische Leistungen nicht? Diese einseitige Bevorzugung lehnen wir ab. Die bestehenden Strukturen in Aufklärung und Prävention funktionieren gut. Es braucht keine Symbolpolitik mit ungewissem Preis. Auch einem Gegenvorschlag stimmen wir nicht zu.


Fazit
Zwei Vorlagen, zwei klare Haltungen: Die SVP steht für Eigenverantwortung, Priorisierung und haushälterischen Umgang mit öffentlichen Geldern. Wer das anders sieht, betreibt ein Wunschkonzert zulasten der Allgemeinheit.

Wir bleiben dran.

Bratwurst, Bürli und Bürokratie – wie der Stadtrat am Kinderfest scheitert

St.Gallen, das ist nicht nur Textilgeschichte, Galluslegende und parkplatzfreie 30er-Zone. St.Gallen ist auch Kinderfest. Ein Anlass, der seit über 200 Jahren Generationen verbindet, Heimat stiftet und Tradition lebendig hält. Ein Fest, auf das sich Kinder, Eltern und Grosseltern im Dreijahrestakt freuen – und das soll nun, geht es nach dem Willen des Stadtrats, nur noch alle vier Jahre stattfinden. Warum? Weil der Stadtrat und die Verwaltung mit der Organisation überfordert sind. Selbst wenn man die maroden Stadtfinanzen als Grund vorgeschoben hätte, dann wäre das Ansinnen etwas nachvollziehbarer, aber selbst dann ein No-Go. Die Leute entlassen, welche mit der Organisation überfordert sind, und die Finanzierung des Kinderfestes wäre gesichert. Die Organisation des Anlasses kann man an externe Event-Planer vergeben.

Unmzug Kinderfest 2024

Was klingt wie eine technische Notwendigkeit, ist in Wahrheit die Kapitulation einer Verwaltung vor banalen Aufgaben. Menüwahl zu komplex? Dann beschränkt sie! Wer braucht am Kinderfest eine vegane Tajine mit Quinoa-Reduktion? Eine gute Kinderfestbratwurst, ein feines St.Galler Bürli – fertig. Für Ausnahmen eine reine Kalbsbratwurst oder ein Gemüsesandwich für die Vegetarier zu organisieren, dürfte nun wirklich auch keine Hexerei darstellen. Zahlungsabwicklung zu kompliziert? Dann informiert man halt die Gäste im Vorfeld, dass nur Barzahlung möglich ist. Wer ein Kinderfest durchführt, muss nicht das nächste Silicon Valley neu gründen. Das ist nicht Führung der Verwaltung, sondern das ist Machbarkeitsverweigerung.

Es ist bezeichnend, dass ein Traditionsanlass, der 2024 noch gross mit dem 200-Jahr-Jubiläum gefeiert wurde, bereits heute künstlich entschleunigt werden soll. Man hat kaum die Kerzen auf der Torte ausgeblasen, da wird der Takt halbiert – ganz im Sinne einer effizient überforderten Stadtverwaltung. Die gross angekündigte «organisatorische Entlastung» ist nichts anderes als ein Rückzug auf Raten. Und der Preis? Den bezahlen unsere Kinder in Form von fehlenden Kindheitserinnerungen.

Kinderfest 2024


Denn im neuen Vierjahresturnus erleben viele Schulkinder das Kinderfest womöglich nur noch einmal. Das widerspricht nicht nur der Chancengleichheit, es schwächt den sozialen Kitt einer Stadt, die auf gemeinsame Erlebnisse angewiesen ist. Gerade in Zeiten wachsender Individualisierung brauchen wir verlässliche Rituale.

Das Kinderfest ist mehr als ein Anlass. Es ist ein Versprechen: St. Gallen steht zu seiner Jugend, zu seinen Familien, zu seiner Geschichte. Dieses Versprechen darf nicht an schlecht strukturierten Excel-Tabellen scheitern. Die SVP- und die Mitte-Fraktion haben im Stadtparlament eine Interpellation eingereicht. Lenkt der Stadtrat nicht ein, sind wir bereit und werden eine Petition zum Erhalt des 3-Jahres-Rhythmus machen. Lenkt der Stadtrat auch dann nicht ein, werden wir vor der Beschreitung des Initiativwegs nicht zurückschrecken – sei es als Partei(en) oder ich zusammen mit anderen Privatpersonen. Die Unterstützung in der Bevölkerung ist gross, ein Ja durch das städtische Stimmvolk und eine weitere Niederlage des Stadtrates ist uns so gut wie sicher.

Damit der Stadtrat eine weitere Blamage an der Urne verhindert, wäre es jedoch besser, seinen Entscheid vorher zu überdenken.

Ja zum Kinderfest, Bratwurst, Bürli, Gemeinschaft – so einfach kann Stadtpolitik sein. Wenn man will!

René Neuweiler
Parlamentarier Stadtparlament SVP

Erschienen am 18.6.2025 im HEV Onlinemagazin unter: «Bratwurst, Bürli und Bürokratie – wie der Stadtrat am Kinderfest scheitert» und auf https://stgallen24.ch/articles/324369-aus-den-parteien-bratwurst-buerli-und-buerokratie-wie-der-stadtrat-am-kinderfest-scheitert erschienen.